Jean-Marie Straub
[Brief zu La Vallée close1]
Jede Einstellung (Kadrierung, Bild, Licht) von La Vallée close ist ein Würfelwurf, der die Gesamtheit2 des zeitgenössischen Kinos auf das Nichts zurückwirft – wie auch seine Kameraleute!
Außerdem hat Jean-Claude Rousseau eine wunderbare Sache geschrieben: „Le concert champêtre“ (1980)3, etwas ganz anderes als ein Dreh- oder Szenenbuch4 und vollkommen eigenständig und fremd in Bezug auf die Geschichte des Experimentalfilms... Avantgardefilms... Undergroundfilms__________
Jean-Marie Straub
8. Januar*
Übersetzt aus dem Französischen von Volko Kamensky
Anmerkungen des Übersetzers:
1 La Vallée close, R: Jean-Claude Rousseau, 1995. Die Erstellung des Blow-ups (Super 8 auf 16mm) dieses 143-minütigen Films ist dem Einsatz Danièle Huillets und Jean-Marie Straubs zu verdanken.
2 Im Orig. les trois parts (wortwörtlich: die drei Teile, die drei Anteile).
3 Jean-Claude Rousseau: Le concert champêtre. Paris 2001. Paris Expérimental.
4 Im Orig. découpage, entspricht der im europäischen Kino lange Zeit üblichen zweispaltigen Drehbuchformatierung (links Bild, rechts Ton), bei der nicht nur die Szenen und Dialoge, sondern sämtliche Einstellungen, Kamerabewegungen, Geräusche und mehr aufgeschlüsselt sind.