Rencontres
15.09.2017 – 17.09.2017 | Akademie der Künste am Hanseatenweg
Rencontre I - Der Luxus, den man gewinnt, wenn man nichts zu verlieren hat
10.11.2017 – 11.11.2017 | Akademie der Künste am Hanseatenweg
Rencontre II - Bis wir beginnen, etwas zu sehen
„Vor ihren Filmen ist es hilfreich zu bedenken, dass Straub ausgebildeter Grammairien ist. Das ist eine Disziplin, die eine besondere, typisch französische Liebe zur Sprache zur Voraussetzung hat, die verwegene Idee, methodisch außersprachlich das Wesen der Sprache zu ergründen. So kann man all ihre Verfilmungen auffassen: als Grenzgeschichten, als Unternehmungen zwischen.“ So schrieb die Filmkritikerin Frieda Grafe in der Süddeutschen Zeitung anlässlich einer Huillet/Straub-Retrospektive im Münchner Filmmuseum 1997.
Mit und über die Filme zu reden, zu streiten und zu sprechen, und mit ihnen zu reisen, war für Huillet und Straub stets wichtiger Bestandteil ihrer Praxis, und hatte nichts zu tun mit dem sich abgrenzenden Diskurs der Besserwisser, der Gefolgschaft und Interpreten. Im Gegenteil. „Die Chronik der Anna Magdalena Bach haben wir gemacht für die Bauern aus dem Bayerischen Urwald; (…) Unser Traum wäre gewesen, daß man Filme anonym macht; genau wie sie sind, aber nicht daß man schreibt: 'Straub, Huillet: Achtung rigoros, streng! Aufpassen! Ihr werdet einschlafen! Langweilig, lange Einstellungen!' (…) Und man hätte gesagt: 'Geschichtsunterricht (1972): Da sind Texte von Bertolt Brecht. Ihr wisst nicht, was Bertolt Brecht ist? Gut, das ist eine Kostprobe.'“
Mit der internationalen Präsenz der Filme und ihrer Veröffentlichung auf digitalen Medien hat sich auch die Bezugnahme auf sie vervielfältigt und vervielfacht. Während der Rencontres-Tage zum Anfang und Ende der Ausstellung werden möglichst unterschiedliche Sprechweisen und Formen der Auseinandersetzung und Fragestellungen aufgegriffen. Mit dabei: der langjährige Kameramann Renato Berta, der ehemalige Assistent, Schauspieler, Filmemacher Manfred Blank, der Freund und Filmemacher Peter Nestler, und Künstlerinnen und Künstler einer neuen Generation wie Ala Younis, Luisa Greenfield, Oraib Toukan, Louis Henderson, Elke Marhoefer, Mikhail Lylov u.v.a. Zum Abschluss am 11.11. gibt das New Composers Collective (ein Spin-Off-Projekt des Duos Mouse on Mars) zusammen mit Astrid Ofner ihren Remix der Antigone
Zum Rencontre II werden Jean-Marie Straub und Barbara Ulrich als Gäste erwartet..
Sicilia!, R: Huillet/Straub, 1998, 66´, OmU
Einführung: Peter Kammerer DE
Der Tod des Empedokles oder Wenn dann der Erde Grün von neuem Euch erglänzt, R: Huillet/Straub, 1986, 132´, „Römische Fassung“, OF
Gast: Renato Berta EN
Zur Kunst des Dialogs bei Pavese und Vittorini
Vortrag: Manfred Bauschulte DE
Ein Gespräch zu Jean-Marie Straub, Danièle Huillet und Heiner Müller
mit Peter Kammerer und Patrick Primavesi DE
Vortrag von Rinaldo Censi, danach Gespräch mit Armin Linke und Renato Berta EN
Toute révolution est un coup de dés, R: Huillet/Straub, 1977, 10´, OmE
Zu früh / zu spät, R: Huillet/Straub, 1980/81, 100´, englische Fassung
Einführung: Manfred Blank, Vortrag: „Das hat mehr mit Zufall zu tun“ DE
About Danièle Huillet’s multifaceted contribution to filmmaking.
Vortrag von Luisa Greenfield und Giulio Bursi EN
Im Gespräch: Ala Younis, Louis Henderson, Oraib Toukan EN
Wenn die Kamera zum Himmel schwenkt / On Panning to the Sky
Vortrag von Nida Ghouse EN
Vortrag von Paolo Caffoni EN
Fortini/Cani, R: Huillet/Straub, 1976, 83´, OmE
Dalla nube alla resistenza, R: Huillet/Straub, 1978, 105´, OmE
Die Nordkalotte, R: Peter Nestler, 1990, 90´, DF
Warum ist Krieg?, R: Peter Nestler, 1969/70, 18´, DF
Gast: Peter Nestler DE
In Anwesenheit von Jean-Marie Straub.
Öffentliches Seminar mit Florian Schneider und Interventionen von Mikhail Lylov, Elke Marhöfer, Patrick Primavesi, Ute Holl u.a. - EN
Das Seminar beschäftigt sich mit der Frage, was der von Serge Daney so genannten Straub'schen Pädagogik zu Grunde liegt und welche Bedeutung diese in einem postdigitalen Zeitalter haben könnte. Eine grundsätzliche Unversöhnlichkeit mit den herrschenden Zusammenhängen prägt nicht nur das das Verhältnis zwischen Bewegtbild und der jeweiligen Vorlage aus anderen Disziplinen (Literatur, Malerei, Musik). Im wahren Sinne des Wortes 'virtuell' setzt sie auch die Konventionen herkömmlicher Rahmengebung sowie deren jeweilige aktuellen Bedingungen außer Kraft.
Soils - Habit - Plants, R: Mikhail Lylov/Elke Marhöfer, 2017, ca. 10´, special 16mm screening
Der Kurzfilm Soils — Habit — Plants geht aus von der Frage, ob es möglich ist, Natur nicht nur als Hintergrund für eine fortschreitende menschliche Geschichte und menschliches Bewusstsein zu verstehen. Können uns zum Beispiel Erden und Pflanzen, mit ihren spezifischen Gewohnheiten und Bildpolitiken, eine nicht-repräsentative Politik lehren?
Zwei Versuche einer Einleitung zu Huillets/Straubs Antigone
Musikalische Inszenierung des Antigone-Scripts von Huillet/Straub. New Composers Collective und Astrid Ofner. Uraufführung.
Stimme / Inszenierung: Astrid Ofner
Musik / Inszenierung: Andi Toma, Jan St. Werner, Michael Rauter, Matti Gajek
New Composers Collective ist ein Projekt von Mouse on Mars, Michael Rauter und Matti Gajek
Anschließend Filmvorführung:
Die Antigone des Sophokles nach der Hölderlinschen Übertragung für die Bühne bearbeitet von Brecht 1948 (Suhrkamp Verlag), R: Huillet/Straub, 1991, 100´, OF