[Die schwarze Flut]1
Die schwarze Flut des Ministeriums für Kultur und Propaganda des Doktor Goebbels wird, mit dem Imperialismus der USA und dem siegreichen McCarthyismus, bald die gesamte Erde überschwemmen.
Was tun? FÜR DAS FORTBESTEHEN DER WELT,2 natürlich.
LOTHRINGEN!
ES HILFT NUR GEWALT, WO GEWALT HERRSCHT.3
Aber es bräuchte eine schreckliche Gewalt die Menschheit zu befreien, unseren Planeten zu retten vor der schlimmsten Vergewaltigung: dem globalen Kapitalismus und dem ihn begleitenden Zynismus.
O Erde, meine Wiege, Mutter Erde!
O Luft,
Luft, die den Neugeborenen umfängt,
wenn droben er die neuen Pfade wandelt.4
Mit herzlichem Gruß
Jean-Marie Straub
27. September 2004
Aus dem Französischen übersetzt von Markus Nechleba.
Anmerkungen des Übersetzers:
1 Das Manuskript trägt keinen Titel. Der Titel "Marée Noire" wurde erstmals verwendet in Jean-Marie Straub et Danièle Huillet: Écrits, hg. von Philippe Lafosse und Cyril Neyrat (Paris, 2012). Marée noire, frz. für Ölpest, wird hier wörtlich übersetzt: schwarze Flut, um das Schwarz als die Farbe des Faschismus hervorzuheben.
2 Titel eines Dokumentarfilms über die Bewohner der Ile-aux-Coudres im St. Lawrence River: Pour la suite du monde, Regie: Michel Brault, Pierre Perrault und Marcel Carrière, Kanada 1963.
3 dt. im Original
4 Hölderlin-Zitate dt. im Original
- Hyperion: „O Erde! meine Wiege! alle Wonne und aller Schmerz ist in dem Abschied, den wir von dir nehmen.“